Was sind Nootropika?

November 1, 2022,

Shilpa Dattani

Was könntest Du erreichen, wenn Du Dich im Laufe Deines Tages ein wenig besser konzentrieren könntest? Was wäre, wenn Dein Erinnerungsvermögen noch besser wäre oder Du Deine Gedanken klarer strukturieren könntest? Nootropika stellen einen Ansatz zur vollen Ausschöpfung des Potenzials Deines Gehirns dar.

Mit Blick auf den Geist 

1972 prägte der rumänische Wissenschaftler Corneliu E. Giurgea den Begriff Nootropika. Jahrelang hatte er sich in seiner Forschungstätigkeit mit dem beschäftigt, was er als die „höheren integrativen Funktionen“ (1) des Gehirns bezeichnete. Sein Konzept von Nootropika wurde aus den griechischen Wörtern nous, das „Geist“ bedeutet, und tropē, was „sich wenden“ oder „in Richtung“ bedeutet, abgeleitet. Er wollte auf den Nutzen von Nootropika für besseres Denkvermögen und geistige Leistungsfähigkeit hinweisen.

Dr. Giurgea schlug eine Reihe an Kriterien vor, anhand derer eine Substanz als Nootropikum gelten sollte. Dazu gehörte die Anforderung, dass es die kognitiven Funktionen wie Lernen und Gedächtnis verbessern sollte, und zugleich musste es sicher und nicht giftig sein (1). Frühe Forschungsarbeiten im Bereich der Nootropika konzentrierten sich auf synthetische Chemikalien. Die neuere Forschung hat ihren Fokus hingegen auf Nährstoffe, pflanzliche Extrakte und andere natürliche Substanzen gelegt, die die Gesundheit des Gehirns wie auch kognitive Funktionen unterstützen.

Unglaubliche Komplexität

Aus gutem Grund wird das menschliche Gehirn als das komplexeste Objekt im Universum bezeichnet. Es besteht aus geschätzten 86 Milliarden Neuronen (2). Diese hoch spezialisierten Zellen stellen Verbindungen zu vielen anderen Neuronen her, um Informationen über chemische und elektrische Signale weiterzuleiten, wodurch sich Billionen an Verknüpfungen im gesamten Gehirn ergeben (2).  Die koordinierte Aktion der Neuronen in vielen verschiedenen Bereichen des Gehirns sind für nahezu alles, was man tut, verantwortlich – von der Regulierung der grundlegenden Körperfunktionen, wie Herzschlag und Atmung, bis hin zur Aufnahme von Informationen aus den Sinnen bis hin zur Erinnerung, wo Du die Schlüssel hingelegt hattest.

Doch all die Prozessorleistung erfordert einen hohen Preis. Das Gehirn wiegt rund 1,5 kg und macht nur 2 % des Gesamtgewichts einer Durchschnittsperson aus. Jedoch verbraucht es eindrucksvolle 20 % der Sauerstoffzufuhr im Körper wie auch einen überproportionalen Anteil an Nährstoffen und Energie (3). Da das Gehirn einen solch großen Anteil der Ressourcen des Körpers für grundlegende Tätigkeiten in Anspruch nimmt, können sich ungünstige Zustände merklich auf die komplexesten Funktionen des Gehirns auswirken. Wenn Du zum Beispiel gestresst oder hungrig bist oder nicht gut geschlafen hast, dann wirst Du wahrscheinlich nicht Deine beste kognitive Leistungsfähigkeit erreichen (4-6). Ein gesunder Lebensstil trägt viel dazu bei, das kognitive Potenzial voll ausschöpfen zu können. Jedoch kann die zusätzliche Unterstützung durch Nootropika helfen, einen mentalen Vorsprung zu erzielen (7-9).

Nutzen für das Gehirn 

Neurowissenschaftler beschreiben höhere integrative Funktionen als unsere anspruchsvollsten Denkfähigkeiten, wie Schlussfolgerungen, kreative Problemlösungen, Entscheidungsfindungen und ausführende Funktionen. Diese mentalen Fähigkeiten erfordern die Integration von zahlreichen kognitiven Elementen, z. B. Aufmerksamkeit, Erinnerungsvermögen, Wahrnehmung und weitere (10). Im Gegensatz zu anderen Funktionen im Gehirn, die im Wesentlichen automatisch und von uns nicht wahrgenommen ablaufen, erfolgen höhere integrative Funktionen sowohl freiwillig wie auch mit bewusstem Einsatz.

Für diese Arten von kognitiven Funktionen sollen Nootropika am nützlichsten sein. Allerdings steigern die verschiedenen Nootropika-Substanzen die Gehirnfunktion auf unterschiedliche Weise. Zu natürlichen Nootropika zählen Nährstoffe, die die Struktur, die Funktion des Gehirns und andere bioaktive Komponenten unterstützen, die zur optimalen kognitiven Leistung beitragen. Manche Nootropika-Substanzen stimulieren eine effizientere Kommunikation zwischen Neuronen, daraus können sich Vorteile ergeben, wie gesteigerte Lernfähigkeiten und besseres Gedächtnisvermögen (11). Andere Nootropika unterstützen die Widerstandsfähigkeit des Gehirns gegen oxidativen Stress, so tragen sie zum Schutz der Neuronen vor freien Radikale bei und halten eine optimale Funktionsweise aufrecht (9).

Das menschliche Gehirn ist ein Wunder an Komplexität, – und zwar nicht nur, weil es die grundlegenden Körperfunktionen koordiniert und steuert, sondern auch zu Schlussfolgerungen, Problemlösungen und Kreativität fähig ist. Die kognitive Leistung hängt vom körperlichen Zustand ab und wird durch die Gesamtgesundheit und das Wohlbefinden beeinflusst. Nootropika stellen eine Methode zur vollen Ausschöpfung des Potenzials Deines Gehirns für eine stärkere mentale Leistungsfähigkeit dar.

 

References 

  1. Giurgea C. Vers une pharmacologie de l’activité intégrative du cerveau. Tentative du concept nootrope en psychopharmacologie [Pharmacology of integrative activity of the brain. Attempt at nootropic concept in psychopharmacology]. Actual Pharmacol (Paris). 1972;25:115-156.
  2. Tang Y, Nyengaard JR, De Groot DM, Gundersen HJ. Total regional and global number of synapses in the human brain neocortex. Synapse. 2001;41(3):258-273. doi:10.1002/syn.1083
  3. Raichle ME, Gusnard DA. Appraising the brain’s energy budget.Proc Natl Acad Sci U S A. 2002;99(16):10237-10239. doi:10.1073/pnas.172399499
  4. Shields GS, Sazma MA, Yonelinas AP. The effects of acute stress on core executive functions: A meta-analysis and comparison with cortisol. Neurosci Biobehav Rev. 2016;68:651-668. doi:10.1016/j.neubiorev.2016.06.038
  5. Sommerfield AJ, Deary IJ, McAulay V, Frier BM. Moderate hypoglycemia impairs multiple memory functions in healthy adults. Neuropsychology. 2003;17(1):125-132.
  6. Killgore WD. Effects of sleep deprivation on cognition. Prog Brain Res. 2010;185:105-129. doi:10.1016/B978-0-444-53702-7.00007-5
  7. Angevaren M, Aufdemkampe G, Verhaar HJ, Aleman A, Vanhees L. Physical activity and enhanced fitness to improve cognitive function in older people without known cognitive impairment. Cochrane Database Syst Rev. 2008;(3):CD005381. Published 2008 Jul 16. doi:10.1002/14651858.CD005381.pub3
  8. Morley JE. Cognition and nutrition. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2014;17(1):1-4. doi:10.1097/MCO.0000000000000005
  9. Onaolapo AY, Obelawo AY, Onaolapo OJ. Brain Ageing, Cognition and Diet: A Review of the Emerging Roles of Food-Based Nootropics in Mitigating Age-related Memory Decline. Curr Aging Sci. 2019;12(1):2-14. doi:10.2174/1874609812666190311160754
  10. Cristofori I, Cohen-Zimerman S, Grafman J. Executive functions. Handb Clin Neurol. 2019;163:197-219. doi:10.1016/B978-0-12-804281-6.00011-2
  11. Glade MJ, Smith K. Phosphatidylserine and the human brain. Nutrition. 2015;31(6):781-786. doi:10.1016/j.nut.2014.10.014

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